Ich wurde gebeten, doch mal auf zu zeigen, wie sich Singapur von Deutschland unterscheidet. Das ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Vieles fühlt sich eben sehr westlich an und ich habe in Deutschland auch noch nie in einer so großen Stadt gewohnt. Vielleicht wäre ein Vergleich zwischen dem Leben in Berlin und dem in Singapur also ein anderer, als der zwischen dem überschaubaren Karlsruhe oder noch ländlicheren Rheinfelden und der Millionenstadt Singapur. Bilder gibt es diesmal nicht, weil Meta-Thread und so... ;-)
Fangen wir also erst einmal mit der Fortbewegung an. Grundsätzlich gibt es dafür die gleichen Möglichkeiten wie bei uns: Auto / Taxi, Busse, Fahrrad, MRT / Straßenbahn und eben per pedes. Allerdings ist die Nutzung dieser Möglichkeiten ungleich anders verteilt. Ein Auto kostet hier richtig, richtig viel Geld. Es kostet allein schon mehrere 10.000 SGD um ein Nummernschild zu bekommen - ist natürlich auch verständlich, schließlich gibt es nicht so viel Platz für Autos. Ich kann das zwar nicht ganz validieren, wie viel das genau kostet, aber es ist schon teuer - scheinbar können sich das aber trotzdem viele Leute hier leisten, denn die Straßen sind wirklich alles andere als leer. Manche Straßen sind hier mit einer Maut versehen, andere nicht.
Fahrräder sieht man hier ganz selten. Es mangelt auch einfach an Fahrradwegen, die gibt es praktisch nicht. Nicht einmal an der Uni sieht man viele Leute mit dem Fahrrad fahren. Nachts wird das Licht nicht eingeschaltet, das liegt aber auch daran, dass es dann meistens fehlt. Hier wird es immerhin schon gegen 19 Uhr dunkel. Sicher geht anders!
Die MRT ist eine Art U-Bahn, die aber außerdem des Zentrums überirdisch verläuft und gerade kräftig ausgebaut wird. Einen Artikel über das MRT Fahren werde ich bei Gelegenheit mal schreiben, daher nicht mehr dazu.
Busse gibt es wirklich viele hier und man kommt mit denen auch eigentlich überall hin. Wie die MRT fahren aber nach spätesten 0:30 Uhr keine normalen Busse mehr. Einen Fahrplan wie bei uns gibt es nicht. Der Bus fährt eben je nach Tageszeit alle 11-19 Minuten laut Aushang. Hier wird also keine direkte Uhrzeit genannt, nur einen Zeitraum, in dem der nächste Bus schon vorbei kommen wird. Das ergibt auch Sinn, schließlich kann man bei den vielen Ampeln auf den Straßen und vielen Stationen, die ein Bus anfahren könnte, keine Pünktlichkeitsgarantie geben. Busstationen gibt es wirklich alle paar Hundert Meter.
So kommen wir also zum letzten Punkt: Laufen. Der Singapurer mag das Laufen nicht, ist ja auch warm hier, also nehmen wir den Bus oder die MRT. Wenn es ein bisschen weiter ist, dann auch mal das Taxi. Bei den verhältnismäßig "hohen" Grundkosten der öffentlichen Verhkehrs ist das wirklich komisch, der rentiert sich in meinen Augen nämlich eigentlich erst bei längeren Distanzen.
Achso, wie viel kostet das eigentlich? Naja, von meiner Wohnung bis zur Arbeit zahle ich 1.61 SGD. Für kürzere Strecken (z.B. von mir zur Suntec City Mall) zahle ich gleich 77 ct. Es gibt also einen relativ hohen "Grundpreis" und dafür einen günstigen Preis, der je nach Strecke "oben" drauf kommt. Wie sich das genau zusammensetzt ist mir dabei gar nicht so wichtig. Kurze Strecken werden gelaufen, lange Strecken gefahren. So handhabe ich das einfach ;-) Wenn man übrigens eine Strecke mit dem Bus fährt und dann auf die MRT umsteigt, zahlt man die zweite gefahrene Strecke übrigens ohne den Grundpreis. Das ist gut und insgesamt deutlich günstiger wie bei uns, zumindest kommt es mir so vor.
Weiter geht es mit Wohnen. In Singapur kann man sich nicht einfach ein Haus bauen (auch dafür fehlt der Platz) oder eine Wohnung kaufen. Eine Wohnung kaufen kann man nur auf zwei Arten: a) Man hat Geld und kann sich eine Wohnung in einem Condo kaufen (für ganz Reiche gibt es natürlich auch schicke Penthäuser z.B. auf Sentosa inkl. eigenem Bootsanleger) oder b) verheirateter Singapurer sein und bei dem staatlichen Wohnungsbau eine Wohnung bekommen (HDB). Variante b) die hier übliche Variente von den Eltern auszuziehen. Viele junge Leute wohnen also relativ lange bei ihren Eltern, bevor sie ausziehen können - selbst mit einem (einigermaßen gutbezahlten) Job.
Mietwohnungen wie bei uns gibt es eher selten, meisten hat ein Condo-Besitzer dann die Wohnung als WG vermietet (wie es auch bei mir der Fall ist). Condos und HDBs (so werden diese Wohnformen hier genannt) gibt es übrigens von relativ abgeranzt bis ziemlich deluxe. Je nach Gegend und Alter des Gebäudes. Beim HDB geht es übrigens nach Losverfahren, wer wo seine Wohnung bekommt. Diese Wohnungen kosten in den Kategorien aber alle das gleiche (eine 3-Zimmer-Wohnung kostet überall auf der Insel gleich viel). Jeder hat theoretisch einen Wohnungsanspruch, wenn er, wie gesagt, gewisse Bedingungen erfüllt. Oberdachlosigkeit gibt es daher fast gar nicht und ist eigentlich auch verboten.
Shopping. Einkaufen gehen scheint für viele Singapurer eines ihrer Lieblingstätigkeiten zu sein. Praktisch an jeder MRT Station erwarten einen meist mehrere Shopping Malls, die sich, meiner Meinung nach, zumindest in der Auswahl der Geschäfte, kaum unterscheiden. Klimatisiert, voll und voller Geschäfte. Man möchte meinen, die Singapurer hätten riesige begehbare Kleiderschränke, so viele Läden wie es hier gibt. Die Preise sind dabei auf unserem Niveau, teilweise kann man aber (dank des Wechselkurses) aber auch Schnäppchen machen und das ist es auch, was die Malls dann doch unterscheidet. Hat Mall A einen "Sale" von Shop X, muss das nicht heißen, dass Shop X in Mall B ebenso einen Sale hat. Auch unterscheiden sich teilweise die Preise erheblich (weil ich gerade auf der Suche nach ein paar Chucks bin, habe ich das mal beobachtet, in der einen Mall kosten die 50 SGD (ca. 30-35 €), in anderen gleich 20 SGD mehr. Ein Vergleich lohnt sich also! Wer aber alle Malls vergleichen will, wird sich vorkommen wie bei der Suche nach dem Passierschein A38.
Das kann einem übrigens auch passieren, wenn man etwas in einer Mall sucht - zugegeben, der Sim Lim Tower ist ein großer Bauteilmetzger, sowas kennt man bei uns nicht, und es gibt echt viele Läden, aber man möchte doch annehmen, dass die Leute sich und das Angebot ihrer Konkurrenten im selben Haus kennen. Falsch gedacht. Hier wird man mal von Stock 1 nach Stock 3 und dann wieder in den Keller geschickt, bis man selbst, durch Zufall im zweiten Stock, dann doch endlich das gesuchte Bauteil findet. Ich war schon dreimal von der Arbeit aus dort und kenne mich inzwischen ein bisschen aus - die Suche kann aber trotzdem immer noch etwas dauern.
Lebensmittel werden übrigens in der Regel in großen Supermärkten, die ebenfalls mit in den Malls sind, gekauft. Die kleinen, überteuerten Snackläden 7/11 und Cheers sind einfach nur das: Snackläden (oder wenn man nachts um 11 doch dringend noch eine Tütensuppe oder Tube Zahnpaste braucht).
Kommen wir zur Arbeit. Ich habe natürlich hier genauso wenig einen Einblick in die Arbeit von anderen Leuten, wie in Deutschland, aber einige Sachen fallen trotzdem auf. Der Singapurer ist soweit ich das beurteilen kann, ein Büro-Mensch oder macht klassische Sachen, die man drinne macht - dort ist es ja auch klimatisiert. Technisches Handwerk, Vertrieb,... all das findet in großen Firmenkomplexen statt. Das kann dann auch so sein, dass sich Firma an Firma reiht und man davor parken kann, aber immer abgetrennt von Wohn- oder Einkaufsbereichen. Natürlich kann es auch sein, dass die unteren Stockwerke eines Condos als Bürobereich deklariert sind und erst oben (wo man auch ein bisschen Aussicht hat) dann gewohnt wird. Ganz schwierig zu beschreiben und wie gesagt, ich habe nicht so richtig einen Einblick.
Alles anstrengende, was man draußen macht, wird von Malayen oder Indern gemacht. Es wirklich etwas befremdlich, wenn man mit dem Taxi oder Bus morgens bzw. abends auf einer größeren Straße fährt und dann Kleinlaster, auf deren Ladefläche sich wirklich viele Personen befinden überholt. Ich weiß nicht, wie diese Leute wohnen und wie die Arbeitsbedingungen sind, aber ich vermute und hoffe ganz stark, dass es hier besser ist, wie dort, wo sie ursprünglich herkommen. Als ich meine Arbeitserlaubnis beim Ministry of Manpower beantragt habe, kam ein Singapurer mit zehn Indern im Schlepptau dort anmarschiert und hat sich dann darum gekümmert. Wirklich sehr, sehr merkwürdig das ganze, aber hier einfach so üblich und es gibt auch niemanden, der sich offen beklagt oder das kritisiert - oder ich habe das noch nicht mitbekommen. Aber das wäre ja auch Kritik an der Regierung irgendwie und das macht man hier nicht.
Das Thema Freizeit werde ich ebenfalls in einem anderen Post aufgreifen und dann mal schauen, wie ich das mitbearbeiten kann. Das Thema Essen habe ich ja bereits ein paar Mal gestreift (tut mir wirklich Leid, dass ihr dabei Hunger/Durst bekommt :-P), wenn es den Wunsch gibt, dass ich ein bisschen zur Esskultur schreibe, dann schreibt mir das doch einfach, dann kann ich auch gerne mal was zu den Hawkern schreiben - kurz wegen des Vergleichs: So etwas gibt es in Deutschland nicht!
Ich hoffe, ich habe mal ein paar der wichtigsten Sachen gestreift, bei weiteren Wünschen oder Fragen meldet euch einfach, dann kann ich versuchen, da mal etwas zu sagen. Vielleicht gibt es ja auch noch einen weiteren "Vergleich".
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